Mpox in Berlin

Einleitung

Berlin steht erneut im Fokus einer gesundheitlichen Herausforderung: Seit Jahresbeginn 2025 hat das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) 43 Fälle der Infektionskrankheit Mpox registriert – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Während die Behörden die Lage genau beobachten, wächst die Sorge, dass sich das Virus in der Hauptstadt weiter ausbreiten könnte. Die Situation wirft Fragen auf: Wie ernst ist die Lage wirklich? Welche Maßnahmen sind nötig, um eine Wiederholung des Ausbruchs von 2022 zu verhindern? Und warum bleibt Berlin ein Hotspot für diese Krankheit?

Der aktuelle Stand

Laut dem aktuellen Wochenbericht des Lageso wurden allein in der Woche vom 17. bis 23. März 2025 zehn neue Fälle gemeldet – die höchste wöchentliche Zahl seit dem großen Ausbruch im Sommer 2022, als Berlin über 1.500 bestätigte Fälle verzeichnete. Damals war die Stadt das Epizentrum der Mpox-Welle in Deutschland, getrieben durch internationale Veranstaltungen wie die Christopher Street Day-Parade und andere Großevents. Heute zeigt sich ein ähnliches Muster: Betroffen sind ausschließlich Männer, mit einem Durchschnittsalter von 35 Jahren, was auf eine spezifische Übertragungsdynamik hinweist.

Mpox, früher als Affenpocken bekannt, wird durch engen Körperkontakt übertragen – sei es durch Haut-zu-Haut-Kontakt, Tröpfcheninfektion oder kontaminierte Oberflächen. Zu den Symptomen zählen Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und ein charakteristischer Hautausschlag, der sich oft in schmerzhafte Pusteln verwandelt. In Deutschland verlief die Krankheit bisher mild, und Todesfälle wurden nicht gemeldet. Dennoch warnen Experten: „Das Infektionsgeschehen könnte sich weiter ausbreiten“, heißt es im Lageso-Bericht. Besonders besorgniserregend ist die Nähe des Osterwochenendes und der bevorstehenden Festivalsaison, die traditionell viele Menschen in Berlin zusammenbringt.

Reaktionen und Maßnahmen

Die Gesundheitsbehörden setzen auf Prävention als Schlüsselstrategie. Die Impfung gegen Mpox, basierend auf dem Impfstoff Imvanex, gilt als effektiv, sowohl präventiv als auch kurz nach einer Exposition. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt sie insbesondere Männern, die Sex mit Männern haben – eine Gruppe, die in Berlin überdurchschnittlich betroffen ist. „Wir müssen jetzt handeln, bevor die Zahlen weiter steigen“, betont Alexander Straßmeir, Präsident des Lageso. In vielen HIV-Schwerpunktpraxen und Gesundheitszentren der Stadt ist die Impfung bereits verfügbar, doch die Nachfrage bleibt bisher überschaubar.

Das Robert Koch-Institut (RKI) stuft das Risiko für die breite Bevölkerung als gering ein, hebt jedoch die Bedeutung einer gezielten Überwachung hervor. „Die Situation erinnert an 2022, aber wir sind besser vorbereitet“, erklärt ein RKI-Sprecher. Damals wurden Impfkampagnen erst spät hochgefahren, was die Eindämmung verzögerte. Heute gibt es klarere Protokolle: Kontaktpersonen werden schneller identifiziert, und Labore können das Virus rascher nachweisen. Dennoch bleibt die Herausforderung, die Bevölkerung zu erreichen – insbesondere in einer Stadt, die für ihre Vielfalt und Bewegungsfreiheit bekannt ist.

Gesellschaftliche Debatte

Der Anstieg der Fallzahlen hat eine breite Diskussion entfacht: Warum ausgerechnet Berlin? Experten verweisen auf die hohe Dichte an Veranstaltungen und die offene, internationale Lebensweise der Stadt. „Berlin ist ein Magnet für Besucher aus aller Welt und hat eine lebendige Szene – das birgt Risiken“, erklärt Dr. Sven Schellberg, Allgemeinmediziner mit Schwerpunkt sexuelle Gesundheit. Er betont jedoch: „Panik ist fehl am Platz. Aufklärung und Impfungen sind entscheidend.“

In sozialen Medien wie X wird die Lage kontrovers diskutiert. Einige Nutzer kritisieren eine vermeintlich lasche Haltung der Behörden, andere sehen Parallelen zur Corona-Pandemie und fordern strengere Maßnahmen. Doch die Mehrheit der Experten mahnt zur Besonnenheit. „Mpox ist nicht mit COVID-19 vergleichbar“, sagt Schellberg. „Die Übertragung ist begrenzter, und wir haben wirksame Werkzeuge zur Eindämmung.“

Historischer Kontext

Der aktuelle Anstieg ist nicht der erste Mpox-Ausbruch in Deutschland. 2022, als das Virus erstmals außerhalb Afrikas größere Wellen schlug, war Berlin besonders betroffen. Damals wurden weltweit über 80.000 Fälle gemeldet, die meisten in Europa und Nordamerika. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte die Lage damals zur „internationalen Notlage“ – ein Status, der aktuell nur für Afrika gilt, wo eine aggressivere Variante grassiert. In Deutschland konnte der Ausbruch durch Impfungen und Kontaktverfolgung eingedämmt werden, doch die Lehren von damals sind klar: Schnelles Handeln ist entscheidend.

Ausblick

Während die WHO die Lage in Afrika weiter als kritisch einstuft, bleibt die Situation in Deutschland kontrollierbar – vorerst. Der Fokus liegt nun darauf, die Impfquote zu erhöhen und die Bevölkerung zu sensibilisieren. In Berlin könnten gezielte Kampagnen in Clubs, Bars und Community-Zentren helfen, die besonders betroffenen Gruppen zu erreichen. Gleichzeitig steht die Stadt vor der Herausforderung, ihre Identität als weltoffene Metropole mit der Notwendigkeit gesundheitlicher Vorsorge in Einklang zu bringen. Ob Berlin erneut zum Epizentrum eines Mpox-Ausbruchs wird, hängt von den kommenden Wochen ab – und davon, wie ernst die Warnsignale genommen werden.


Quellen: